Wie erkennt man die Qualität einer außerschulischen Dyskalkulie-Therapie?

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Lerntherapeutin

Immer, wenn ein schulischer Förderunterricht beim rechenschwachen Schüler nicht greift bzw. generell keine hinreichenden Fördermöglichkeiten angeboten werden können, sollten Eltern auf außerschulische Förderangebote zurückgreifen. Auch allein deshalb, weil eine Rechenstörung beim Kind zu schwerwiegenden psychischen Störungen führen kann, die dann neben der reinen Dyskalkulietherapie auch einer schnellen psychotherapeutischen Behandlung bedarf (z. B. Schulangst, Depressionen und Sozialverhalten).

Eine qualitativ hochwertige Therapie unterstützt dabei das Kind nicht nur in seiner ganz individuellen fachspezifischen Problematik, sondern stärkt dessen Gesamtpersönlichkeit innerhalb der Schule, dem Freundeskreis – und als zentralen Punkt – natürlich auch in der Familie. Daraus ergeben sich die drei bedeutendsten Therapieziele, die eine Förderung auf der Basis der Integrativen Lerntherapie ausmachen:

  • Mathematischer Kompetenzaufbau durch eine individualisierte, gezielt auf den Schüler zugeschnittene (Einzel-) Förderung
  • Re-Stabilisierung des Schülers in seiner psychisch-labilen Situation
  • Miteinbezug der Eltern, Bezugspersonen, Lehrer oder Therapeuten als wichtige Unterstützer und Kümmerer

Bei einer außerschulische Förderung ist unbedingt darauf zu achten, dass diese keinesfalls von einem Nachhilfeanbieter bzw. Nachhilfeinstitut durchgeführt wird, denn Dyskalkulie-Therapie ist keine (!) Nachhilfe. Eine ausführliche Darstellung der Unterschiede zwischen Nachhilfe und Lerntherapie mit den beiden Schwerpunkten der LRS-Therapie und Dyskalkulie-Therapie haben wir bereits in unserem Blog-Artikel beschrieben.

Da die Berufsbezeichnung „Lerntherapeut“ nicht geschützt ist und es leider keine gesetzlich festgelegten Standards existieren, kann sich mit diesen Titel jeder und zu Unrecht schmücken. Teilweise beobachten wir Ergotherapeuten, Logopäden oder sonstige Lern-Coaches, die zwar alle Ihres Berufes wegen mit Schulkindern zu tun haben, aber dennoch nicht über eine qualifizierte und fachspezifische Ausbildung zum Integrativen Lerntherapeuten verfügen.

Die weiteren Kriterien im Sinne einer Empfehlung von geeigneten Therapiepraxen, Instituten bzw. Therapeuten, die auch vom Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie e. V., dem Fachverband für Integrative Lerntherapie oder dem Bundesverband für Lerntherapeuten bzw. Lerntherapeutinnen empfohlen werden, sehen wir folgt aus:

✔️ Die Ausbildung eines Lerntherapeuten besteht i. d. R. aus einem wissenschaftlichen Hochschulstudium (z. B. Pädagogik oder Psychologie) sowie einer mehrjährigen fachspezifischen, lerntherapeutischen Zusatzausbildung. Diese Zusatzqualifikation kann wiederum auch aus einem Universitätsstudium zum Integrativen Lerntherapeuten bestehen, die man heutzutage in den beiden Varianten Bachelor und Master studieren kann. Auch sogenannte „interne Weiterbildungen“ sind oft nicht mehr, als reines „Training on the Job“ – ohne die o. g. qualifizierte Ausbildung/Studium.

✔️ Vergewissern Sie sich bei einem der o. g. Verbände, dass die entsprechende Ausbildung dort anerkannt (akkreditiert bzw. zertifiziert) ist. Ausdrücklich warnen möchten wir vor möglichen „wenig qualifizierten Personen mit ählich einem Wochenendseminar organisierten Schnell-Einführungen in die Thematik“, die ihre Teilnahme mit einer Bescheinigung zum „Lerntherapeuten“ quittiert bekommen. Diese sog. „Zertifikate“ sind bei weitem als absolut nicht gleichwertig einzustufen! Gleiches gilt für reine Online-Weiterbildungen ohne Praxiselemente!

 

Diagnostik Dyskalkulie

 

✔️ Basis jeder lerntherapeutischen Arbeit ist eine fundierte Diagnostik, um sich ein Gesamtbild vom Kind und seiner spezifischen Situation machen zu können. Dazu zählen z. B. Befunde oder Gutachten, die bereits von Kinderärzten oder der Kinderklinik Siegen, von Kinder- und Jugendpsychiatern oder der Schulberatungsstelle Siegen durchgeführt wurden und ein ausführliches Anamnesegespräch. Die Durchführung eines nur kurzen, standardisierten Rechen-Tests ist hier absolut zu wenig.

✔️ Daraus ergibt sich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit sämtlichen Fachärzten (auch Augen- und HNO-Ärzten) wie auch weiteren therapeutischen Fachkräften wie Ergotherapeuten, Psychotherapeuten oder Logopäden und Motopäden.

✔️ Im Mittelpunkt der fachspezifischen Diagnostik muss eine qualitative, entwicklungsorientierte Analyse der mathematischen Kompetenzen stehen, bei dem nicht der Testgedanke oder die Anzahl gemachter Fehler, sondern eine exakte Identifizierung der vom Kind nicht oder bisher noch nicht richtig verstandenen mathematischen Inhalte zielführend ist (ausführlich siehe unseren Blog-Artikel Förderdiagnostik Mathematik).

✔️ Vor Beginn der Förderstunden und auf der Basis der gewonnenen Ergebnisse der quantitativen und vor allem qualitativen Analyse sollten Grob- und Feinziele festgelegt werden, die die Basis für den Förderplan bilden. Lassen Sie sich realistische Therapieziele aufzeigen und nehmen unbedingt Abstand von „100%tig zugesicherten Verbesserungen, und dies nach kürzester Zeit. Je nach Schweregrad der Rechenschwäche beträgt eine realistische Therapiedauer zwischen 1 bis 3 Jahren.

✔️ Der eigentliche Förderunterricht diskalkuler Kinder sollte ein oder zwei Mal pro Woche stattfinden – grundsätzlich sollten 45 bzw. 60 Minuten ausreichen, und dies am besten im Format der Einzelförderung und nicht in der Gruppe. Nur so kann individuell auf den Schüler eingegangen werden und er hat die volle Aufmerksamkeit des Lerntherapeuten. In Ausnahmen und bei weitgehender Homogenität ist auch eine Tandemgruppe denkbar. Lassen Sie sich keinesfalls in ein bestimmtes, vom Institut vorgegebenes Format hineinpressen bzw. dies „schönreden“.

✔️ Mathematisches Lernen vollzieht sich nicht nur streng hierarchisch, sondern auch auf drei verschiedenen Ebenen: handelnd (enaktiv), mittels zeichnerischer Darstellung (ikonisch) und dann mit Zeichen und Ziffern (symbolisch). Lassen Sie sich unbedingt die Förder-Materialien zeigen, mit denen die Therapie durchgeführt wird, da nur hochwertige und abwechslungsreiche dyskalkuliespezifische Arbeitsmittel eine sichere Vorstellung von Mengen, Mengenrelationen und Zahlen beim Kind generieren können, nicht aber Arbeitszettel oder Computerprogramme.    

✔️ Es kommt nicht selten vor, dass Therapeuten mit veralteten Förderprogrammen arbeiten oder mit solchen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen oder sogar widerlegt wurde.

✔️ Wichtig sind auch regelmäßige Elterngespräche, um über die Entwicklung des Kindes zu berichten. Hier und mit Einverständnis der Eltern sollten auch regelmäßige Telefonate mit dem Klassenlehrer bzw. Fachlehrer des Kindes stattfinden.

✔️ Mit Blick auf die Vertragsgestaltung sollten Sie auf die Vertragsdauer und die Kündigungsfristen achten. Hier gibt es leider unseriöse Anbieter, bei denen man nur einmal im Jahr innerhalb eines bestimmten Zeitfensters (z. B. nur im Monat Dezember)  kündigen kann. Jeder Vertrag sollte mit einer Frist von 1 oder maximal 2 Monaten kündbar sein.                

 

Abschließend: Sollten Sie weitere Fragen haben, so schreiben Sie uns im Blog oder rufen uns an, wir freuen uns schon jetzt über Ihren Anruf.

Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.