Nachhilfe in Mathematik oder individuelle Rechenförderung – welcher Weg ist sinnvoll und richtig?

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Lerntherapeutin

Mathe zählt bei vielen Schülern zu den nicht gerade meistgeliebten Schulfächern und einige leiden sogar unter einer regelrechten Mathe-Phobie. Kommt es zu Schwierigkeiten, ist verstärktes Üben und wenn das nicht hilft, ganz oft klassische Nachhilfe angesagt. Bleiben die Probleme jedoch bestehen oder verschärfen sich sogar, so durchläuft der Schüler meist eine nicht zu stoppende Negativ-Spirale geprägt aus Ratlosigkeit, Verzweiflung, Resignation und schließlich Vermeidung bis hin zur kompletten Verweigerung. Diesen  Teufelskreislauf zu beenden und in einen Engelskreislauf umzukehren ist dann meist Aufgabe von dann zu Rate gezogenen Lerntherapeuten, die sich intensiv um Schüler mit großen Rechenschwierigkeiten oder sogar Rechenstörungen kümmern und bei denen der bis dahin involvierte Nachhilfelehrer schon lange mit seinem „Latein“ am Ende ist.

Teufelskreislauf

Am Anfang dieses Prozesses stellt sich beim Schüler und dessen Eltern fast immer eine gewisse Ratlosigkeit ein, wenn diese sich fragen, warum der Schulstoff einfach nicht verstanden wird und selbst dann nicht, wenn ein privater Nachhilfelehrer oder der vom Nachhilfeinstitut geduldig und variantenreiche Erklärungen zu den besprochenen Themen abgibt. Als nächstes macht sich Verzweiflung breit, denn eigentlich dreht sich fast alles nur noch um Mathe mit der Folge, dass nicht nur viele Freizeitaktivitäten gestrichen werden, sondern die Nervosität und Verkrampfung zunimmt, zumal die  Noten nicht besser, sondern immer schlechter werden! Wie komme ich klar und was soll ich nur machen, um nicht noch weiter den Anschluss zu verlieren oder soll ich vielleicht den Nachhilfelehrer wechseln, aber noch mehr üben geht schon gar nicht mehr. Als vorletzte Phase tritt dann schon i. d. R. Resignation beim Schüler ein, der sich suggeriert, dass sämtliche weitere  Anstrengungen als sinn- und zwecklos empfunden werden und vom Selbstbild her sich selber als Versager in Mathematik attribuiert. Ältere Schüler spielen neben dem Wechsel zu einer leichteren Schulform auch schon mit dem Gedanken eine Ausbildungsstelle oder dergleichen zu favorisieren, bei der Mathe keinerlei Rolle spielt. Die finale Rückzugs-Phase schließlich beschreibt einen Schüler, dessen Selbstkonzept und Motivation auf dem Tiefpunkt angekommen ist und der sich selber sagt, er habe wirklich alles getan, um in Mathe besser zu werden, aber es hat alles nichts gebracht und alle anderen Schüler sind besser als man selber, obwohl diese viel weniger üben.  Der Schüler sieht sich als schlecht und unbegabt, als Versager und zu diesem Zeitpunkt können möglicherwiese auch körperliche Begleiterscheinungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen auftreten.

Mathematische Inkompetenzen

Spätestens jetzt sollten betroffene Kinder und deren Eltern nicht einfach aufgeben, sondern sich in die Hände von kompetenten  und qualifizierten Lerntherapeuten begeben, die zunächst eine qualitative mathematische Lernstandsanalyse durchführen um dadurch die verstandenen und (!) unverstandenen elementar-mathematischen Kenntnisse abzutesten. Hierbei ergibt es Sinn, zusätzlich und rein präventiv  auch den IQ des Schüler zu testen, um eventuelle allgemeine kognitive Defizite auszuschließen, die dann wiederum ursächlich für die Schwierigkeiten in Mathematik sein könnten.

Wie unsere Erfahrung zeigt, liegt hier jedoch das große Problem, denn Schüler verharren beim sturen und wochenlangen Üben reiner Rechenwege viel zu lange beim aktuellen Schulstoff und beschäftigen sich somit mit dem für sie klar falschen Inhalt, anstatt die zeitlichen Ressourcen ab sofort und zunächst in die wirklich wichtigen Lerninhalte zu investieren: Missverständnisse beim Rechnen haben ihre Ursache ganz oft in einem (basalen) Fehlverständnis von Zahlen und demnach mit Problemen beim Erlernen von elementar-mathematische Fragen (bereits im Anfangsunterricht Mathematik der Klasse 1 angesiedelt)! 

Zahlensymbole und konkrete Objekte
Teilmenge von 10

Die Basis jedweder Mathematik ist immer begründet durch ein  verständiges und einsichtiges Rechnen und ein grundlegendes Zahlenverständnis des Schülers. Ist dies nicht von Anfang an gegeben (vermittelt worden), gleichen Schüler ihre fehlenden rechnerischen Kompetenzen oft durch sog. Kompensations-Strategien aus und gelingt dies nicht mehr, so durch eine defätistisch-resignative Vermeidungs-Strategie! Mathematische Basiskompetenzen sind nicht gleich einem meist nur auswendig gelernten Formelwissen oder dem sturen Abarbeiten einer Aufgabe anhand eines vorgegebenen „Rezepts“ bzw. Algorithmus (wie z. B. bei der schriftlichen Addition untereinander und mit Strich drunter)! Das Erlernen des Rechnens und der ganzen Mathematik ist ein stark  hierarchisch aufgebauter Lernprozess – anders als in der Biologie oder Erdkunde. Jeder neue Lerninhalt setzt das Verständnis des davor liegenden  Lerninhalts voraus: ich kann Gedanken B nur verstehen, wenn ich Gedanken A verstanden habe:  wird ein Thema X nicht richtig verstanden, können alle auf dieses Thema aufbauenden Themen auch nicht begriffen werden. Die Abarbeitung der Aufgabe erfolgt, wenn überhaupt, nur mechanisch, aber ohne jegliches Verständnis.

Wie wir oft feststellen, fällt es dem Schüler jedoch nicht so leicht, genaue Probleme genauen Themen zuzuordnen, sodass ganz oft bei sog. Folgethemen Schwierigkeiten entstehen, die inhaltlich jedoch viel weiter zurück liegen. Mit bloßem Auswendiglernen ist es dann nicht getan, die Aufgaben korrekt zu lösen, da das sach-logische Verständnis an dieser Stelle gänzlich fehlt (Beispiele sind hier einfache Regelns der Bruchrechnung, die mechanisch angewendet werden können und durchaus zum richtigen Ergebnis führen, jedoch beim Lösen von Gleichungen nicht mehr weiterhelfen). Das Durchschauen und Beherrschen von hierarchischen Zusammenhängen der Mathematik – z. B. die Gemeinsamkeiten der Bruch- mit der Prozentrechnung oder „um eins mehr/um eins weniger-Relationen “ bei einfachen  Zahlenreihen ist essentiell und eigentlich auch Voraussetzung in jeder Mathematikklasse, erst dann mit einem Thema neu zu beginnen, wenn der Lehrer sichergestellt hat, das wirklich alle (!) das bisherige Thema auch verstanden haben.

Auch heute sind viele Menschen der Meinung:  „Mathematik ist doch so toll, weil man da (im Gegensatz zu Deutsch oder Englisch) direkt am richtigen Ergebnis sehen kann, ob jemand die Aufgabe verstanden hat.“ Dies ist und wie oben ausgeführt, viel zu kurz gedacht, denn ob jemand eine Aufgabe bzw. ein  Thema wirklich gedanklich durchdrungen hat im Sinne eines echten und vollumfänglichen Verständnisses zeigt sich niemals nur die Betrachtung des „nackten“ Ergebnisses, das tatsächlich richtig sein kann, da der Schüler nur den bloßen Rechenweg mechanisch auswendig gelernt hat, aber dieser nicht wirklich verstanden wurde.

Abschließend: Nachhilfeunterricht  und damit das enge Arbeiten am Schulstoff ist für uns nur dann sinnvoll, wenn sichergestellt ist, dass das basale Zahlenverständnis mit seinen verschiedenen logischen Verknüpfungen mit den vier  Grundrechenarten wirklich durchdrungen wurde.  

Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.