Massive Schwierigkeiten beim Lernen, Versagensängste gepaart mit Selbstzweifel und anschließender Verweigerung und Aggression sind die Hauptmerkmale eines Teufelskreises aus Frust, Angst und immer wieder neuen schlechten Erfahrungen, die in vielen Schulhaushalten täglich auf der Tagesordnung stehen und so wird der Schulalltag samt Hausaufgaben dann sehr oft für Kinder und Eltern zur reinsten Nervenprobe.
Dabei ist Lernen eine von Natur aus angeborene Fähigkeit, ebenso wie Schlafen, Essen und Trinken. Deshalb suchen Kinder ständig nach neuen Herausforderungen und wollen – je nach Alter – klettern, spielen, toben aber auch lesen, Fragen stellen und damit ständig neue Fähigkeiten trainieren, Erfahrungen machen und die Welt begreifen. Und dennoch wird das Thema Lernen und Schule in vielen Familien zum Dauer-Problem, wenn frustrierte Schüler
lustlos und unkonzentriert vor seinen Hausaufgaben sitzen und als Folge auch
noch schlechte Schulnoten mit nach Hause bringt.
Doch nicht Faulheit oder mangelnde Intelligenz sind die wahren Ursachen, sondern in den meisten Fällen – und bei Ausschluss einer Teilleistungsstörung wie LRS oder Rechenstörung – Lernblockaden im Gehirn des Kindes, die es aus eigener Kraft nicht auflösen kann. Selbst bei in der Schule und zuhause unglaublich fleißigen Schülern machen sich immer wieder neue Selbstzweifel breit, denn sie können einfach nicht verstehen, woran sie scheitert und warum sie für ihren Einsatz und Fleiß nicht belohnt werden.
So nimmt man sich vor zu lernen bzw. sich auf anstehende Klausuren oder Arbeiten vorzubereiten, beschäftigt sich intensiv mit dem Lernstoff, aber versteht im Grunde genommen nur wenig bzw. ist nicht in der Lage, Sachverhalte aufzunehmen.
Bei einigen Schülern kann in Prüfungssituation, ob schriftlich oder mündlich, nicht mehr auf das Gelernte zurückgegriffen werden und liefert deshalb eine viel schlechtere Leistung ab, als man grundsätzlich in der Lage wäre, zu leisten.
Wahrscheinlich kennt sie jeder in der einen oder anderen, jedoch abgeschwächten Form: die Lernblockaden. Aber was genau sind Lernblockaden und wie entstehen sie und was genau lässt sich gegen Lernblockaden tun?
Was sind Lernblockaden?
Grundsätzlich entstehen Lernblockaden nicht bei jedem Schüler und entwickeln sich auch nicht von heute auf morgen, sondern sind oftmals Produkt eines mehrstufigen Entwicklungsprozesses. In der Regel werden sie zum Problem, wenn sie sich sowohl verfestigt als auch verselbständigt haben. Sie sind an bestimmte Formen von Lernen und die daran gekoppelten Erfahrungen gebunden und sind seelischer Spiegel von Leistungs- und Erfolgsdruck. Eine Lernblockade verhindert, dass ein Mensch sein individuelles Potenzial zu einem bestimmten Zeitpunkt punktgenau abrufen kann. Auf bereits Gelerntes kann ad hoc nicht mehr zurückgegriffen werden, auch wenn die Vorbereitung gut intensiv und nachhaltig erfolgte. Es besteht also eine große Diskrepanz zwischen der abrufbaren Leistung einerseits
und dem, wozu man eigentlich im Stande wäre zu leisten.
Wie genau sich eine Lernblockade äußert, ist dabei ganz individuell.
Oft sind Lern- oder Prüfungsblockaden das Ergebnis jahrelanger, nicht behandelter Lernstörungen. Immer mehr Schüler empfinden die Schule als belastend, oftmals sind es gerade die, die (kolossal) versagen. Trotz aller Bemühungen vieler Lehrer produziert Schule zunehmend mehr Schulleistungsversager, Verhaltensstörungen und psychosomatische Reaktionsmuster – ein bis heute nicht gelöstes Problem. Entsprechend groß ist der Druck, den Eltern angesichts der Bedeutung von Schulerfolg für die Lebensqualität und für eine befriedigende Eingliederung in Gesellschaft und Beruf bekommen und leider auch weitergeben.
Gründe für Lernblockaden
Um die Frage „Was hilft wirklich bei Lernblockaden? “ sinnvoll beantworten zu können, muss man außerdem verstehen, woher Lernblockaden kommen bzw. durch was genau diese verursacht werden. Eine häufig genannte Ursache die Angst in ihren verschiedenen Formen und Ausprägungen, vor allem aber und im schulischen Kontext die Versagensangst und die damit verbundene Sorge, bestimmten Anforderungen bzw. Vorgaben oder aber Erwartungen – auch an die eigene Person – nicht gerecht werden zu können. Wir konzentrieren uns hier aber genau auf die Ängste, die eine Lernblockade auslösen können:
Versagensangst
Angst, nicht gut genug zu sein
Angst vor einer möglichen Blamage
Angst vor sozialer Ausgrenzung
Angst vor Bestrafung bzw. Sanktionen
Angst vor zu wenig Selbstdisziplin
Immer wieder führen ein zu großer Ehrgeiz und auch zu hohe Anforderungen, die der Schüler an sich selbst stellt, zu den Faktoren, mit denen die Person sich selbst sehr stark unter Druck setzt. Aber natürlich kann auch Druck von außen eine mögliche Ursache sein, also bspw. Den Druck, den Eltern oder das soziale Umfeld unbewusst oder bewusst weitergeben, da sie z. B. von ihrem eigenen Leistungsvermögen ausgehen oder aber in den Kindern eine Art
Kompensation für selber nicht Geleistetes sehen. Solche Angstzustände können dann in bestimmten Situationen auftreten, wie in Prüfungssituationen oder auch bei bestimmten Fächern bzw. Themengebieten. Sie können aber auch auf einzelne Personen, wie z. B. Lehrer oder ganze Institutionen, wie die Schule beziehen und im schlechtesten Fall das gesamte Thema Lernen und alles damit Verbundene betreffen.
Aber welche genauen Auswirkungen haben die oben beschriebenen Ängste auf das Individuum und warum führen sie dann genau zu möglichen Lernblockaden?
Alle Ängste führen im menschlichen Körper dazu, dass der Stress-Pegel steigt. Das wirkt sich nicht nur auf die Psyche, sondern auch den Körper aus, denn wenn ein Körper (starkem) Stress ausgesetzt ist, wird das Stresshormon Cortisol vermehrt ausgeschüttet, was dann wiederum dazu führt, dass der Körper augenblicklich in eine Art „Alarmbereitschaft“ versetzt
wird: Hierbei gibt es nur zwei Spielarten, nämlich der Kampf oder die Flucht. Gleichzeitig
erhöht sich der Blutzuckerspiegel, wodurch automatisch mehr Energie zur Verfügung steht. Um das optimal erreichen zu können, hemmt der Körper das Immunsystem und auch die Informationsverarbeitung im Gehirn. Dadurch ist es in solchen Situationen unmöglich, etwas zu lernen, sich den Stoff zu merken oder auch bereits abgespeichertes Wissen aus dem Langzeitgedächtnis abzurufen.
Was hilft bei Lernblockaden?
Haben die Eltern oder der Schüler selber festgestellt, dass man tatsächlich unter einer Lernblockade leidet, stellt sich nun die Frage „Was tun gegen Lernblockaden?“. Natürlich sei
an dieser Stelle noch einmal erwähnt, dass eine ehrliche und wahrheitsgemäße Bestandsaufnahme unerlässlich ist für die weitere Vorgehensweise, d. h. es müssen alle Umstände ausgeschlossen werden, die nicht auf Ängste, sondern auf
eine schlechte Vorbereitung zur Klausur oder eine sog. „faule Phase“ zurückzuführen sind. Bei echten Lernblockaden gibt es einige wirkungsvolle Tipps bzw. Empfehlungen, die grundsätzlich dabei helfen können, eine Lernblockade zu lösen.
Tipp 1: Ängste und Ursachen erkennen
Hierfür sollte der Schüler sich ganz auf sich selber konzentrieren, was er alleine machen kann, aber natürlich auch im Dialog mit einer nahen und verständnisvollen Bezugsperson, um auf diese Art und Weise sich selber besser reflektieren zu können. Insbesondere bei Kindern empfiehlt es sich, wenn die Eltern das proaktiv das Gespräch mit ihnen suchen. Dabei sollte in jedem Fall darauf eingegangen werden, welche negativen Gedanken und Gefühle während des Lernens auftreten. Das Problem zu bewältigen ist dann am einfachsten, wenn in der Lernsituation sofort jeder negative Gedanke direkt aufgeschrieben wird, sodass man dann später im Rahmen einer Analyse herausfinden kann, vor was genau
man Angst hat und möglicherweise woher diese Angst kommt. Hinzu stellt sich die Frage, wo bzw. von welcher Seite möglicherweise Druck aufgebaut wird.
Tipp 2: Ängste überwinden
Im nächsten Schritt muss versucht werden, die vorher notierten negativen Gedanken und Gefühle bestmöglich ins Positive umzukehren. Aus „Ich schaffe das doch sowieso nicht.“ wird beispielsweise „Ich werde diese Herausforderungen annehmen und sie auch bewältigen.“ Diese neue positive Sichtweise sollte man schriftlich festhalten. Auf diese Weise wird versucht, oft schon festgefahrene negative Denkmuster und Glaubenssätze zu lösen. Der
Zettel mit den positiven Gedanken dient als Motivationspapier und sollte an Orte gelegt werden, die häufig genutzt werden. So können die mutmachenden Gedanken immer wieder gelesen werden, am besten laut, um sie zu festigen und zu verinnerlichen. Ebenfalls hilfreich kann die Konfrontation bzw. der Umgang mit besonders stressigen Situationen sein, d. h. diese zu üben, indem man eine ähnliche (Lern-) Situation schafft. Als Beispiel hierfür kann z. B. die Nachhilfestunde dienen, in Rahmen derer man eine mündliche Prüfung oder Vortrag vor dem Nachhilfelehrer simuliert – ob dies im Einzelunterricht oder in der Gruppennachhilfe geschieht, kann u. U. auch noch „stressverstärkende“ Wirkungen mit sich bringen. In diesem Zusammenhang kann der persönliche Motivationszettel auch hier helfen, indem so immer wieder versucht wird, den negativen Denkmustern aktiv entgegen zu steuern. Strebt man jedoch eine generelle Senkung des Stresspegels an, der auf alle Lebensbereiche reflektiert, so können wir spezielle Achtsamkeits-, Entspannungs- und Atemübungen empfehlen, aber auch das Yoga.
Bei allen o. g. Maßnahmen ist es enorm wichtig, geduldig zu sein und nachhaltig zu agieren. Negative Denkmuster, die sich über eine lange Zeit gefestigt haben, brauchen schon eine Weile, bis sie gelöst werden können. Hilfreich ist, wenn man Unterstützung im Umfeld hat. Für Eltern mit einem Kind, das eine Lernblockade hat, empfiehlt es sich, diesem immer wieder zu vermitteln, dass sie für es da sind, es unterstützen und verstehen. Das Kind sollte gelobt werden, wenn es ein Ziel erreicht hat, aber auch wenn es eine gute Idee hatte oder sich viel Mühe gibt.
Tipp 3: Verschiedene Lernmethoden anwenden
Der Lernstoff sollte so interessant wie möglich gestaltet werden, denn ein abwechslungsreiches Lerntraining hilft beim Lösen von Lernblockaden. Die Aktivierung mehrerer Sinne beim Lernen ist dabei hilfreich. Es ist aber ebenso hilfreich, seinen eigenen Lerntyp zu kennen. Besonders die Integrative Lerntherapie bedient sich solcher Methoden, die eine abwechslungsreichen und diversifizierte Förderung jederzeit garantieren.
Tipp 4: Eine angemessene und angenehme Lernatmosphäre schaffen Auch die Lernatmosphäre kann einen maßgeblichen Einfluss haben, eine Lernblockade zu lösen. Ein schöner, aufgeräumter Lernort, an dem nur die Sachen Platz haben, die zum Lernen benötigt werden ist hierbei sinnvoll. Störfaktoren wie das Handy sollten nicht Teil des Arbeitsplatzes sein, ebenso wenig wie andere mögliche Ablenker. Zusätzlich sollte der Arbeitsplatz mit ausreichend frischer Luft versorgt sein und bestenfalls über einen Stuhl verfügen, auf dem man ergonomisch richtig sitzen kann, um Rückenproblemen vorzubeugen. Der Arbeitsplatz sollte darüber hinaus möglichst einladend gestaltet werden. Vor dem Lernen sollten dann alle Unterlagen und Materialien griffbereit vorhanden sein, damit sofort mit dem Lernen begonnen werden kann.
Tipp 5: Lern-Planer
Ein Lernplan kann auch dabei helfen, sich realistische – also machbare und überprüfbare – Ziele zu setzen. Im Prinzip geht es also darum, den gesamten Lernstoff zu überblicken und anschließend in sinnvolle Teile zu strukturieren (wann soll was gelernt werden?). Förderlich ist dabei auch, entsprechend lange Pausenzeiten mit einzuplanen, in denen man sich entspannen kann und den Kopf freikriegen kann. In diesen Pausen raten wir an, sich mit etwas komplett anderem, als dem Lernstoff zu beschäftigen, so fördert Sport im Sinne von
Bewegung jeglicher Art (Spaziergang) beispielsweise die Konzentration, sowie die Merk-, Aufnahme- und Lernfähigkeit. Beim Erstellen des Lernplanes kann es helfen, die Inhalte quasi in Blöcke und kleine Einheiten aufzuteilen. Wichtig ist es, sich realistisch erreichbare Tagesziele zu setzen, um Frustration vorzubeugen, d. h. ein Arbeiten möglichst an der Null Fehlergrenze ist angesagt.
Fazit – Lernblockaden wirkungsvoll begegnen
Lernblockaden können jeden treffen, egal in welchem Alter und Lebenssituation. Sie können sehr frustrierend und demotivierend zugleich sein, sind aber behebbar. Fragt man sich „Was tun gegen Lernblockaden? “, so sollte man sich zunächst mit den individuellen zugrundeliegenden Ängsten beschäftigen und denen auf den Grund gehen. Diese sollten dann versucht werden umzukehren und somit eine positive Lernstruktur zu entwickeln. Dabei hilfreich können verschiedene Lernmethoden sein, ebenso wie eine angenehme Lernatmosphäre und die richtige Lern-Planung. Wichtig ist sich immer zu vergegenwärtigen, dass das Aufheben von Lernblockaden nicht von heute auf morgen sich vollzieht, sondern
es einige Zeit in Anspruch nehmen kann, wieder frei von ihnen zu sein. Deswegen sollte vor allem Geduld und auch Verständnis seitens des Umfelds mitgebracht werden. Stetige positive Rückmeldung bei Erfolgen ist ebenso hilfreich.