Private Nachhilfe oder professionelles Nachhilfeinstitut – welche Wahl ist die beste?

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Lerntherapeutin

Nachhilfe Siegen erzielt in Google fast 250.000 Ergebnisse und dem Sucher wird schnell klar, dass das Finden eines passgenauen Anbieters, egal ob kommerziell oder privat unterwegs, sich als schwierig gestaltet. Lesen Sie hier, was Eltern bei der Vielfalt an Angeboten und Optionen unbedingt beachten sollten.

Als Tochter Kim in der vierten Klasse einer Siegener Grundschule gar nicht mehr zurechtkam, war Sabrina K. klar, dass sie unbedingt handeln musste. Also suchte sie nach einer geeigneten Nachhilfe – keine leichte Aufgabe, auch nicht in der kleinen Großstadt Siegen. „Die enorme Vielfalt hat uns fast erschlagen“, sagt die Mutter, die als Präsenzvariante zwischen den einschlägig bekannten  kommerziellen Großfilialisten  („The Big Four“) sowie „dem Studenten/Schüler um die Ecke“, aber mittlerweile auch diversen Online-Angeboten die Wahl hatte.

Schon 2013 erhält circa jeder fünfte Schüler im Alter von zehn bis 18 Jahren Nachhilfe, wie die Studie „Jugend.Leben“ der Universitäten Köln, Gießen und Siegen ermittelte,  Tendenz steigend. Rein statistisch gesehen ist Mathematik das meistfrequentierte Fach, gefolgt von Englisch und Deutsch. Nachhilfe in Latein, Spanisch oder Französisch bilden das kleinste Nachfragesegment. Besonders die institutionalisierten Anbieter bieten ganzjährig Nachhilfe an, so z. B. auch in den Sommerferien zwecks Vorbereitung auf die Nachprüfung oder sog. Ferienkurse. Große Unterschiede gibt es in puncto Preise: hier reicht die Spanne – bei privaten wie auch  kommerziellen Anbietern – von durchschnittlich zwischen acht bis 33,00 Euro für eine Unterrichtsstunde (45 Minuten).

Gängige Nachhilfe-Formate der Institute sind der Gruppen- oder klassische  Einzelunterricht (1:1-Situation), der, je nach Anbieteroption,  ggf. auch beim Schüler zuhause stattfinden kann.  Privatanbieter präferieren in Ermangelung geeigneter Räumlichkeiten zumeist letztere Variante; öffentliche Schulen setzen vielfach Oberstufenschüler im o. g. Modus ein. Das Online-Angebot reicht von internetbasierten Sessions via Laptop, Headset, Skype und oft auch einem interaktiven Whiteboard, aber auch diverse Lernvideos oder Online-Bibliotheken und Wikis mit z. T. großen Aufgabensammlungen zum Ausdrucken runden das Angebot im Online-Nachhilfesektor ab.

Der Ruf nach klassischer Nachhilfe (im Gegensatz zur Integrativen Lerntherapie, LRS-Förderung, Legasthenie- oder Dyskalkulie-Training) rückt oftmals erst dann in den Fokus, wenn bereits eine nachhaltige Notenverschlechterung eingetreten und anhand schlechter Zeugnisse sichtbar geworden ist. Gründe können  beispielsweise eine längere Krankheit des Schülers sein, aufgrund dessen Lernstoff in quantitativer und qualitativer Hinsicht verpasst wurde. Auch eine neue Schulumgebung durch Umzug oder eine vorliegende Demotivation des Schüler bzw. suboptimale Beschulung seitens des Lehrers können vorliegen und generieren Wissenslücken.  Unsere Empfehlung  in diesem Fall: Suchen Sie den Gang zum jeweiligen Klassen- oder Fachlehrer, um gemeinsam den Problemen auf den Grund zu gehen und mögliche Lösungsstrategien zu eruieren.

Nicht ganz so einfach gestaltet sich das Abwägen, ob man sich für einen Privatlehrer oder ein (professionelles) Institut entscheidet. Grundsätzlich ist der Nachhilfemarkt nicht geschützt, d. h. jeder darf Nachhilfe anbieten oder sogar ein eigenes Institut gründen. Wirklich geeignete kommerzielle Anbieter verfügen nicht nur über professionelle(s) Unterrichtsausstattung – und material, sondern auch über erprobte Unterrichtskonzepte. In puncto Lernatmosphäre stellen z. B. die WG eines Privatlehrers, durch die ständig jemand läuft, eine genauso ungünstige Alternative dar, wie viel zu kleine oder dunkle Unterrichtsräume („Besenkammereffekt“) eines Instituts. Lernen ist ein emotionaler Prozess, bei dem der Wohlfühlfaktor des Kindes einen hohen Stellenwert einnimmt. Institutionelle Lehrkräfte unterrichten oftmals Schüler von ganz unterschiedlichen Schultypen und sind deshalb besser der Lage, differenzierte Lösungs- bzw. Erklärungsvarianten für die verschiedensten Aufgabentypen erfolgreich anzuwenden und zu vermitteln.  Auch ist die Regelmäßigkeit des Nachhilfeunterrichts beim Institut gewährleistet, da im Falle einer Abstinenz eines Kollegen ein anderer den Kurs übernehmen kann, was im Privatsektor so grundsätzlich nicht möglich ist analog zur Schule, wo auch oft der Unterricht ersatzlos ausfällt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Sympathie bzw. die viel zitierte „Chemie“, denn im Unterschied zur Schule kann sich das Kind bei der Nachhilfe aussuchen, von wem es unterrichtet wird – in diesem Zusammenhang bieten viele Anbieter einen Schnupper- bzw. Probeunterricht an; auch ein sog. Lehrerwechsel ist in Ausnahmefällen möglich. Was die Qualifizierung der Nachhilfelehrer mit Blick auf Didaktik, Methodik und Fachkompetenz anbelangt, so durchlaufen diese bei guten Instituten immer auch einen Qualifizierungsprozess, der das erfolgreiche Bestehen mit einem entsprechenden Zertifikat oder Gütesiegel bestätigt. Auch das Anmelden aller Lehrkräfte bei der entsprechenden Schulaufsichtsbehörde des Bundeslandes ist ein Qualitätsfaktor für ein seriös agierendes Nachhilfeunternehmen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf die Schwierigkeit hinweisen, wenn Eltern selbst „zu Nachhilfelehrern“ ihrer Kinder mutieren.  Mit Blick auf die soziale Rollenverteilung innerhalb einer Familie werden Vater oder Mutter als Eltern, nicht aber als „akzeptierte Lehrkraft“ wahrgenommen und es entsteht ganz oft ein eher kontraproduktives Arbeitsumfeld. Dass Eltern aber ihre Hilfe anbieten können und unterstützend einwirkend können, indem sie z. B. Aufgaben des täglichen Lebens an die Kinder delegieren (Parkscheibe einstellen, Wechselgeld nachzählen, nach Öffnungszeiten fragen lassen usw.), ist unbestritten.

Nachhilfeunterricht Mathematik
Nachhilfeunterricht Mathematik und Englisch

Abschließend empfehlen wir, die Anmeldebedingungen der kommerziellen Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen – hier ist vor allem der Punkt „langfristige Bindung ohne Sonderkündigungsrecht“ ein mögliches K.O.-Kriterium. Die Empfehlung einiger „Bildungs-Experten“, auch auf fachhomogene Lerngruppen mit nicht mehr als zehn Schülern im selben Alter und derselben Schulform zu achten, wird jedoch u. E. in der Praxis eher ein theoretisches Konstrukt bleiben: Erstens bieten viele Anbieter das  Konzept Einzelunterricht in der Kleingruppe an, sodass prinzipiell irrelevant ist, wie der Mitschüler der Lerngruppe alters- oder lerntechnisch aufgestellt ist, da sich der Dozent immer individuell um jeden einzelnen Schüler kümmert. Das oft zitierte Argument „…dann können sich die Schüler auch gegenseitig helfen…“, würde dann tatsächlich nur greifen können, wenn de facto homogene Gruppen existieren würden, die jedoch allein schon aufgrund der verschiedene zeitlichen Kapazitäten eines jeden einzelnen Nachhilfe-Schülers in praxi höchst unwahrscheinlich und auch unrealistisch sind.

Ein letzter Punkt sind die sog. diversen Ferienkurs-Angebote oder Lern-Gutscheine, die man heutzutage im Lebensmitteleinzelhandel sehr kostengünstig erwerben kann: Hier wird von den großen Anbietern der Versuch unternommen, wirksame Instrumente des Handelsmarketings auch auf den Nachhilfesektor zu transferieren – bis auf die Erhöhung des Bekanntheitsgrades kein guter Anlass, sich über qualifizierte Nachhilfe zu profilieren, sondern ein reines Lockangebot, um potenzielle Kunden in die Filialen zu lancieren. Die Wirksamkeit von Nachhilfe gilt als weitestgehend wissenschaftlich bestätigt, allerdings dürfte klar sein, dass dies natürlich nicht durch das einmalige Absolvieren eines zugegebenermaßen preisgünstigen Ferienkurses mit nur 5 Unterrichtsstunden möglich sein wird. Und sind wir mal ehrlich: Gehen Sie zum Zahnarzt, nur weil es dort Hochglanzzahnfüllungen eine Woche lang zum Sonderpreis gibt…

Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.