Rechenschwäche verstehen und überwinden: Individuelle Dyskalkulietherapie und gezielte Förderansätze

Konzept

Eines vorweg: Rechenschwäche ist kein unüberwindbares Schicksal und auch keine unheilbare Krankheit! Welche Grundvorstellungen Schüler zu Zahlen haben, welche subjektiven Denkweisen und -strategien sie beim Rechnen einsetzten und wie Schüler mit den unterschiedlichen Schreibweisen für Zahlen umgehen – all dies ist Ergebnis von Lernprozessen. 

Immer wieder treffen sie im Alltag und in der Schule auf Zahlen und es ist aus unsere Sicht ganz normal, dass hierbei sowohl tragfähige Vorstellungen entstehen, als auch solche, die nicht zielführend sind und in Sackgassen führen. Es ist klar, dass diese Lernprozesse von Kind zu Kind höchst unterschiedlich erfolgen, denn die Kinder sind – wie auch die Menschen im Allgemeinen – in vielfältigster Hinsicht verschieden. 

Wir sprechen von einer Rechenschwäche und meinen damit Schüler mit gravierenden Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens und zwar genauer gesagt liegt bei diesen ein deutliches Lernversagen im Grundlagenbereich der Mathematik vor. Ihnen fehlen fundamentale arithmetische und zahlenlogische Einsichten – sie haben sozusagen keine Basis – sodass darauf aufbauende mathematische Gedanken falsch oder gar nicht verstanden werden.  Da das Fach Mathematik stark hierarchisch aufgebaut ist, kann Gedankengang B nicht verstanden werden, wenn einem A unverständlich geblieben ist. 

Rechenschwache Schüler entwickeln schon sehr früh ein individuelles Fehlverständnis beim Aufbau eines mengenbezogenen Zahlbegriffs  und fallen oft durch ein fehlendes kardinallogisches Verständnis von Numerositäten und Rechenoperationen auf. Ihre subjektive Logik führt fast immer zu falschen Ergebnissen, die sie mit Hilfe von Kompensationsstrategien (Zählen, Raten, rezeptartiges Anwenden von falsch verstandenen Algorithmen) generieren. Betonen möchten wir, dass es sich bei einer Rechenschwäche weder um Intelligenz- oder Begabungsdefizit noch um Faulheit  oder fehlende Lernbereitschaft zum Rechnenlernen handelt. Nach empirischen Untersuchungen liegt bei ca. 20 % der Grundschülerinnen und Grundschüler eine Rechenschwäche vor.

In vielen Fällen wird diese nicht oder sehr spät erst erkannt und diese wächst sich im Zeitablauf auch nicht von alleine aus, sondern kann nur mit einer gezielten und qualifizierten Dyskalkulietherapie überwunden werden. In jedem Fall muss versucht werden, eine sich entwickelnde Schulunlust bzw. Schul- oder Matheangst zu vermeiden, die ebenfalls zu Minderwertigkeitsgefühlen und Versagensängsten, psychosomatische Reaktionen, Mobbingerfahrungen und weitere Folgesymptome führen können.

Die Termini Rechenstörung und Dyskalkulie findet man meistens im medizinisch-psychiatrischen Kontext und sind dementsprechend von der WHO im ICD-11 Beta Version sehr genau spezifiziert. Es wird dabei von einer neuro-biologisch bzw. genetisch bedingten Entwicklungsstörung des Kindes ausgegangen, die durch zusätzliche Faktoren zwar verstärkt oder gemindert, aber nie verursacht werden kann. Die Lernstörung äußert sich demzufolge dadurch, dass die Betroffenen bei normaler Intelligenz, also ausreichender kognitiver Fähigkeiten, im Vergleich  erwartungswidrige, d. h. nur sehr schwache Rechenleistungen zeigen und dies stets vor dem Hintergrund angemessener Beschulung.  

Konkret beobachten wir bestimmte Fehlertypen, die jedoch bei fast allen Kindern im Rahmen des Rechen-Lernprozesses auftreten, allerdings unterlaufen Dyskalkulikern eine größere Anzahl an Fehlern und die jeweiligen Fehlermuster halten bei ihnen deutlich länger an.

Motivierte Kinder Wissen Die Lösung

Häufige Fehlermuster bzw. Symptome

  • Probleme bei der Zuordnung von Mengen bzw. Größen wie mehr oder weniger bzw. größer oder kleiner (Mengen-/Größenunterscheidung)
  • Schwierigkeiten bei der Zuordnung von Mengen zu Zahlen (Zahl-/Anzahlkonzept).
  • Unsicherheiten bei der Zusammensetzung, Zahlzerlegung sowie Zahlendifferenzen (tiefes Zahlenverständnis).
  • Vertauschungen von Ziffern wie 23 anstatt 32 beim Zahlenschreiben
  • Verständnisprobleme von sachlogischen Zusammenhängen wie das Verstehen von Rechenschritten und den jeweiligen Transfer auf neue Aufgaben, z. B. bei Kästchenaufgaben.
  • Hürden beim Kopfrechnen ohne Zuhilfenahme der Finger oder weiteren Zählhilfen wie Plättchen, Stecksteinen etc.
  • Erschwertes Verständnis von Sach- bzw. Textaufgaben und deren Umsetzung in mathematische Form und Sprache.
  • Verwechseln von Rechenarten in konkreten Aufgaben wie Plus- anstatt Minusrechnen.
  • Generell verlangsamte Bearbeitung von Rechenaufgaben, da die nötige Automatisierung fehlen oder nur lückenhaft vorliegen.
  • Eselbrücken als Allerheilmittel.
  • Zusammenhänge von Rechenarten werden nicht verstanden.
  • Stellenwertsysteme unklar.
Rechenstörung

Praxisbeispiele aus der Dyskalkulietherapie

64 + 17 = 36
257 – 59 = 202
19 < 16

Wie die o. g. Beispiele zeigen, handelt es sich bei allen Aufgaben nicht um sog. Flüchtigkeitsfehler, falsche Zahlenübertragungen oder es wurde sich mal eben so  verrechnet, sondern diesen Kindern ist die Welt der Zahlen bzw. Mathematik wie ein Buch mit sieben Siegeln geblieben. Sie sind nicht in der Lage, den aktuellen Schulstoff der Mathematik zu verstehen, weil sie das Rechnen schon immer ganz anders verstanden haben, indem sie ihre eigenen Vorstellungen von Zahlen und ihre eigenen Regeln für die Rechenarten entwickelt haben. 

Rechenschwache Kinder machen in einer systematisierbaren Art und Weise Fehler im Stoff der Grundschulmathematik, welche den o. g. Fehlertypen entsprechen können. Das Fundament bzw. die Basis des mathematischen Verständnisses ist nicht oder nur sehr lückenhaft vorhanden. Deshalb kann ein aufbauender mathematischer Gedanke nicht verstanden werden, weil seine Grundlagen und die Kerngedanken nicht zur Verfügung stehen.

Wenn auch Nachhilfe nicht weiterhilft…

Wir setzen u. a. die folgenden evaluierten, wissenschaftlich bestätigten  Förderprogramme im Rahmen unserer Dyskalkulietherapie erfolgreich ein:

Frühe mathematische Kompetenzen

  • Mengen, Zählen, Zahlen MZZ von Krajewski, Nieding & Schneider (ab Vorschule)

Mathematische Kompetenzen

  • Das Trainingsprogramm MARKO-T von Gerlach, Fritz & Leutner (1. bis 4. Klasse)

Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

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